Eine muslimische Frau berichtet über ihre kulturellen Ausschlusserfahrungen während ihrer Bildungslaufbahn in Marburg und appelliert an Lehrkräfte, inklusive Angebote für eine reelle Teilhabe zu gestalten.

„Dann habe ich meinen Realschulabschluss gemacht und bin auf eine weiterführende Schule gekommen. Dort mussten wir eine Studienfahrt absolvieren. Und ja… Da musste ich daran teilnehmen, weil der Lehrer dann meinte, es könnte auch sein, dass du nicht an deiner Abiturprüfung teilnehmen kannst. Und da haben meine Eltern Angst bekommen und dann durfte ich mit. Das war für einen Tag nach Weimar. Okay, wir haben die Studienfahrt gemacht und abends war Alkohol im Spiel und die Hälfte der Schüler war besoffen und eigentlich, dachte ich, die Lehrer kümmern sich darum. Und die Lehrer waren irgendwo selbst beschäftigt. In dem Moment kamen mir die Gedanken hoch, warum meine Eltern Angst hatten, mir eine Klassenfahrt zu erlauben. Aber ich war schon älter und wusste, wo meine Grenzen sind. Wie ich mich zu verhalten habe. […] Ich habe mich ausgeschlossen gefühlt. Weil sie Dinge getan haben, die nichts mit meiner Religion oder Kultur zu tun haben. Oder auch meine Werte, die wir von unserer Kultur und Religion bekommen. […] Die Studienfahrt an sich war okay, aber die Freizeitgestaltung, die die Schüler dort gemacht haben, war jetzt überhaupt
kein Teil für mich, wertlos, Zeitverschwendung! […]

Ich würde jetzt gerne ein weiteres Beispiel nennen. Ich studiere jetzt zurzeit. Und in einem Seminar hatten wir unsere Abschlussgestaltung und da hat die Dozentin in der letzten Sitzung eine Sektflasche mitgebracht. Und mit den anderen Studenten getrunken. Und ich bin nicht zu dieser Seminarveranstaltung hingegangen und da habe ich mich auch ausgeschlossen gefühlt. Warum muss man das tagsüber machen? Warum muss das passieren? Kann man nicht irgendetwas unternehmen, was für alle sehr interessant ist? Und wo alle wirklich mitmachen können? Ohne dass jemand in irgendeiner Hinsicht ausgeschlossen wird?“

 

Muslimische Schüler*innen und Student*innen werden oftmals aus der Freizeitgestaltung ausgeschlossen, wenn ihre religiösen Wertvorstellungen nicht mitgedacht werden. Deshalb bietet es sich an, bei jeder Angebotsgestaltung zu reflektieren, inwiefern ein inklusives Angebot realisiert werden kann (ggfs. eigenständig oder durch geschultes Personal über vielfältige Lebensentwürfe informieren).